Warm durch den Winter: 12 Tipps für das Wandern bei eisigen Minusgraden

Winterwandern

Frauen frieren angeblich schneller – und ich kann das nur bestätigen. Ich persönlich zittere manchmal schon bei 20 Grad (ähm ja… plus) und einer leichten Brise. Ab Oktober sitze ich mit einer Wärmflasche am Schreibtisch oder auf dem Sofa. Es ist erbärmlich. :-D Frieren ist für mich ein echter Stimmungsdämpfer. Aber da mich das Wandern in Winterlandschaften und Abenteuer in kalten Regionen so viel mehr fasziniert als zum Beispiel ein heißer, feuchter Dschungel, habe ich durch viel Ausprobieren gelernt, wie ich auch bei Minusgraden warm bleibe und die Tour und die Natur genießen kann.

Eine meiner schönsten Touren erlebte ich im Winter bei -25 Grad. Ja, MINUS, kein Schreibfehler. Ich war wandern, in Finnisch-Lappland. Die Sonne zeigte sich selten, aber die Landschaft erwärmte mein Herz… Erdnussbutter tat ihr Übriges. Erdnussbutter? Ja, auch das ist kein Schreibfehler.

In diesem Artikel teile ich nun also meine Tipps und alle Hacks, die mein Profi-Repertoire hergeben und die dir helfen, dich gegen die Kälte zu wappnen – ja, auch die mit der Erdnussbutter, egal ob auf einer Tagestour, einer Mehrtagestour oder beim Campen im Schnee.

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12 erprobte Tipps vom Profi

... der eigentlich immer friert ;-)

Es gibt viele Möglichkeiten, sich gegen die Kälte zu wappnen, aber es geht nicht nur um dicke Kleidung – auch die richtige Ausrüstung und ein paar clevere Tricks können den entscheidenden Unterschied zwischen einer angenehmen Wanderung und einer frostigen Tortur ausmachen.

1.

Alle meine Kleider

Dennoch beginne ich mit dem Thema Kleidung, da diese natürlich essentiell ist. Um nicht zu frieren, muss der Körper warm und trocken gehalten werden. Dafür eignet sich der Zwiebellook besonders gut: Schichten liegen locker übereinander, und die Luft in den Zwischenräumen wird durch die Körperwärme angenehm erwärmt. Der größte Fehler ist jedoch, sich zu warm oder zu viele Schichten anzuziehen. Klingt kompliziert? Keine Sorge, im nächsten Schritt schauen wir uns die einzelnen Schichten im Detail an.

Zwiebellook. Das Schichtprinzip

Beginne mit einer atmungsaktiven Basisschicht, die Feuchtigkeit vom Körper wegtransportiert. Merinowolle eignet sich besonders gut, da sie sowohl isoliert als auch Temperatur und Feuchtigkeit reguliert. Das krasseste, was man meiner Meinung nach anziehen kann, ist ein 260er Merino-Longsleeve, zum Beispiel eines von Icebreaker. Das wirkt – und zwar wie eine zweite Haut, die dich warm hält und dabei für ein ausgeglichenes Klima sorgt. Das Gleiche kann man dann direkt auch für die Beine tun, nämlich mit einer 260er Merino-Leggings. Ich weiß, das ist eine Investition. Aber es lohnt sich…

Für die wärmende Mittelschicht eignet sich Fleece, das zusätzlich isoliert. Ein 100er Fleece reicht aus, aber du kannst natürlich auch auf einen etwas dickeren 200er aufstocken. Aber denk dran, du möchtest dich später in allen Schichten noch bewegen können. ;-)

Eine wind- und wasserabweisende Außenschicht, sowohl für den Oberkörper, als auch für die Beine, schützt vor Wind, Regen und Schnee und hält den Körper warm. Sollte es zu warm werden, kann man einfach eine Lage ausziehen. Man sollte es möglichst vermeiden zu schwitzen, weil feuchte Kleidung den Körper auskühlt. Für Winterwanderungen habe ich eine leicht gefütterte Jacke und eine leicht gefütterte Hose. Die, die ich habe, sind im Handel nicht mehr erhältlich, aber ich verlinke hier mal eine sehr ähnliche Winter-Jacke von The North Face und eine sehr ähnliche Winter-Hose von Maier Sports.

Zusatz für besonders frostige Frostbeulen: Eine Daunenjacke oder eine ähnliche, leicht komprimierbare Isolationsschicht*, die nicht viel Platz im Rucksack beansprucht, sorgt für zusätzliche Wärme, vor allem in Pausen und Phasen, in denen man sich wenig oder gar nicht bewegt. Diese Schicht kommt dann über den Fleecepullover/-jacke und unter die Außenschicht.

Ich hab selbst in Finnisch-Lappland nicht von allem das dickste angehabt, das ich finden konnte. Wie schon geschrieben, man will sich ja schließlich noch bewegen können. Zum Beispiel habe ich eine leichtgewichtige Daunenjacke von Patagonia mit einer Füllstärke von 800 cuin. 800 cuin ist zwar sehr warm, aber man darf sich jetzt nicht vorstellen, dass man wie ein Michelin-Männchen aussieht, das den Everest besteigt. Nein, denn nicht die Masse, sondern die Kombination macht’s. Schichte klug! ;-)

* Hier hat man die Qual der Wahl: Synthetik hat den Vorteil, auch bei Nässe warm zu halten und schnell zu trocknen. Allerdings ist Synthetik oft schwerer und voluminöser. Daunen hingegen bieten ein unschlagbares Wärme-Gewichts-Verhältnis, da sie bei geringem Gewicht eine hohe Wärmeleistung erzielen. Zudem sind sie extrem komprimierbar und nehmen wenig Platz im Rucksack ein – ideal für lange Wanderungen und Trekkingtouren.

Kopf und Extremitäten gut schützen

Ein ungeschützter Kopf verliert viel Wärme, deshalb ist eine Mütze unerlässlich. Wenn die Temperaturen extremer werden, ist eine Sturmhaube oder ein Schlauchtuch ideal, um den Kopf zusätzlich warm zu halten und auch das Gesicht weitestgehend zu schützen – vor allem Nasen werden gerne ja mal eiskalt. Ich persönlich mag diese sehr engen Sturmhauben nicht so gerne am Gesicht haben, deshalb habe ich mich für eine eher lockere Fleece-Sturmhaube entschieden und bin sehr gut zurechtgekommen. Unter der Mütze trage ich zusätzlich ein dünnes Stirnband, um die Ohren noch besser zu schützen.

Für kalte Hände empfiehlt sich ebenfalls ein mehrschichtiges System: Dünne Merinohandschuhe oder sogenannte Liner bilden die Basis, darüber kommen wind- und wasserdichte Fäustlinge. Fäustlinge sind besonders effektiv, da die Finger eng aneinander liegen und sich gegenseitig wärmen. :-)

Auch für die Füße lohnt es sich, etwas mehr zu investieren. Dicke, wärmende Socken, zum Beispiel aus Wolle, sind bei Kälte unverzichtbar. Wolle hält auch warm, wenn sie feucht wird, was bei Schnee von Vorteil sein kann. Zusätzlich können Gamaschen hilfreich sein, um das Eindringen von Schnee in die Schuhe zu verhindern. Sie sorgen dafür, dass die Hosenbeine und der Schuhabschluss gut abgedichtet sind – so bleiben die Füße warm und trocken.

Wander-Outfit im Winter bei eisigen Minusgraden. Foto zum Tipp Fleece-Sturmhaube
Es ist kalt ;-)

2.

Thermo- Und Wärme-Gimmicks

Thermosohlen für die Schuhe

Um genau zu sein, Alu-Thermosohlen mit 100% Wolle.
Ich liebe sie und ich lege sie mir immer zusätzlich in meine Schuhe. Es macht so viel aus! Zusammen mit dicken Wollsocken brauche ich dann nicht mal gefütterte Schuhe – klar, mehr geht immer, aber meine Meindl-Wanderstiefel mit GTX-Membran reichen dann eigentlich auch im Schnee völlig aus. Wichtig ist nur, dass in den Schuhen Platz ist, damit die Luft drinnen schön warm wird.

Übrigens: Gerade bei Schuhen solltest du dich im Fachgeschäft deines Vertrauens beraten lassen und dich durchprobieren. Jeder Fuß ist anders.

Hand- und Fußwärmer

Kleine Hand- und Fußwärmer, die einfach in die Schuhe oder Handschuhe gesteckt werden, sind eine hervorragende Wärmequelle, besonders bei extrem niedrigen Temperaturen. Sie sind relativ leicht und spenden stundenlang angenehme Wärme. Es gibt auch welche mit USB zum Aufladen, die sind natürlich schwerer, aber wenn Gewicht kein Problem ist, würde ich wohl diese mitnehmen.

Beheizbares Sitzkissen

Kürzlich hab ich was Neues auf dem Outdoormarkt entdeckt. :-D Ich präsentiere das beheizbare Sitzkissen! Jeder Frostbeule geht da das Herz auf.

3.

Superhack: Isoflasche liegend transportieren

„Schwipp schwapp, schwipp schwapp“, denkst du jetzt vielleicht – und genau das ist der Sinn einer liegenden Flasche im Rucksack! Das Wasser in der Flasche gefriert weniger schnell, wenn es ständig in maximal möglicher Bewegung bleibt. Achte aber darauf, dass die Isolier- bzw. Thermoflasche gut verschlossen ist, damit nichts ausläuft.

Beim Camping solltest du die Flasche, wenn sie nicht im Rucksack ist, kopfüber aufbewahren. Da das Wasser von oben nach unten gefriert, bleibt der Trinkverschluss frei und du kannst weiterhin problemlos trinken.

Wieso das jetzt helfen soll warm zu bleiben? Auch bei Kälte ist es wichtig, ausreichend zu trinken, denn bei Dehydrierung kann der Körper seine Temperatur schlechter regulieren. Wasser hält den Kreislauf und die Blutzirkulation in Schwung, was wiederum den Wärmehaushalt stabilisiert. Tipps vom Schlaubi.

4.

BEWEGUNG IN MAßEN

Wanderin fällt nach hinten in den Schnee - im Hintergrund zugeschneite Bäume. Wandern im WInter.
Bleibe in Bewegung, um die Durchblutung aufrechtzuerhalten, ohne zu überhitzen oder zu schwitzen. Schweiß auf der Haut oder in der Kleidung kann bei kalten Temperaturen gefährlich werden, da er die isolierende Funktion der Kleidung beeinträchtigt. Sobald die Feuchtigkeit in die Kleidung eindringt, kann diese nicht mehr richtig trocknen und der Körper kühlt schneller aus. In den Pausen kann leichtes Gehen oder das Bewegen von Armen und Beinen helfen, nicht auszukühlen.
 

Wenn dir zu heiß wird, hilft es oft, zuerst die Kapuze abzunehmen. Hilft das nicht, kann man die Mütze kurz lüften oder die Jacke öffnen, um überschüssige Wärme abzuführen.

Das Bild zeigt mich bei den ersten Schritten mit Schneeschuhen. Wenn man einmal liegt, kommt man dann so schnell auch nicht mehr hoch. Die verschneiten Bäume hinter mir scheinen es jedenfalls total lustig zu finden. ;-)

5.

Die innere Heizung ankurbeln… kommen wir zur Erdnussbutter

Warmes Essen und Trinken gibt nicht nur Energie, sondern wärmt den Körper auch von innen. Nimm auf Tagestouren auf jeden Fall eine Thermoskanne mit heißem Tee oder gar einer Suppe mit. Auf Trekkingtouren solltest du dir für die Pausen oder am Abend etwas Warmes zubereiten*. Warme Speisen und Getränke helfen übrigens nicht nur körperlich, sondern auch seelisch, die Kälte zu ertragen.

Wenn man zudem kalorienreich isst, muss der Körper diese Kalorien verbrennen – und das wärmt. Super! Futtern um warm zu bleiben. Zum Beispiel ein heißer Eintopf, wer mag ein Stück Butter (wegen des hohen Energiewertes!), Nüsse, Olivenöl, Avocados, Porridge, Reisgerichte oder über dem Lagerfeuer gegrilltes Stockbrot und Marshmallows …oder Erdnussbutter! :-)

Zu Beginn meiner Wanderung auf dem Pacific Crest Trail in Kalifornien habe ich nachts oft gefroren. Erdnussbutter war für mich der absolute Gamechanger! Sie ist ein kompakter Energiespender, der sowohl Fette, Eiweiße als auch einige Kohlenhydrate enthält. Quasi ein Allroundtalent.

Kurz vor dem Schlafengehen habe ich mir einen ordentlichen Löffel gegönnt – pur oder auf einen Keks gestrichen. Nach etwa 20-40 Minuten war bereits ein erster Wärmeeffekt spürbar. Die Fette in der Erdnussbutter setzen die Energie langsam frei, sodass die Wärme über einen längeren Zeitraum anhält. Diese langsame Energieabgabe hilft, dich die Nacht hindurch warm zu halten – besonders bei kalten Temperaturen ist das von großem Vorteil. Also, gönn dir. ;-)

Pause mit Teekanne und Snack im Schnee in finnisch Lappland.
Eiskaltes Päuschen – hier leider ohne Erdnusscreme. ;-)

* Zum Kochen im Winter eignet sich übrigens ein Gaskocher mit Kältemodus und Gaskartuschen mit hohem Isobutan- oder Propananteil, auch „Wintergas“ genannt. Das brennt bis -40 Grad. Den Kocher auf eine isolierende Unterlage stellen und einen Windschutz verwenden.

6.

Kleine Wärmetricks im Zelt

Fülle eine Trinkflasche mit warmem Wasser und lege sie in den Schlafsack – sie wirkt wie eine Wärmflasche. Das sollte dann natürlich nicht die Isokanne sein, die keine Wärme nach außen abgibt, sondern eine stabile beispielsweise Tritan-Flasche.

ACHTUNG:  Eventuell musst du diese sicherheitshalber in eine Socke stecken oder mit einem Shirt oder Handtuch umwickeln, um dich nicht zu verbrennen! Dieser Tipp ist also mit etwas Vorsicht zu genießen. Wenn man aufpasst, ist er aber sehr effektiv und ich mache mir eine „Hot Bottle“ bei jeder Gelegenheit. Das heiße Wasser fülle ich dann in eine meiner Nalgene-Trinkflaschen, bei denen ist mir auch noch nie was passiert. Aber noch einmal: Bitte aufpassen!

Übrigens packe ich auch meinen Wasserfilter, mein Handy, meine Akkus, wenn nötig die Powerbank und einige Klamotten für den nächsten Tag mit in den Schlafsack, damit alles warm bleibt, nicht gefriert oder entlädt. Ja, es wird voll nachts.

7.

Energiefresser loswerden :-)

Ist es nicht schön… da hat man sich endlich in den dicken Winterschlafsack neben die Wärmflasche eingekuschelt, es ist wohlig warm, der Löffel Erdnussbutter entfaltet gerade seine ganze Kraft… und dann: „Verdammt, ich muss mal!“ Auch wenn die Kälte nicht gerade dazu einlädt, den nackten Hintern in den Schnee zu strecken, ist es wichtig, die Blase zu entleeren. Dein Körper verbrennt sonst zu viel Energie, um den Urin in der Blase warm zu halten. Energie, die anderswo gebraucht wird.

Dies gilt natürlich auch tagsüber während der Wanderungen.

Komme jetzt aber bitte nicht auf die Idee, weniger zu trinken, nur um weniger oft auf die Toilette zu müssen. Siehe Tipp 3. ;-)

8.

Aufwärmübungen

Bereits frierend in den Schlafsack zu steigen, ist nicht die beste Ausgangssituation. Liegestütze und Hampelmänner können helfen, den Körper wieder auf Temperatur zu bringen. Für Liegestütze muss man theoretisch nicht einmal den Schlafsack verlassen. ;-)

Aufwärmübungen helfen nicht nur, die Kälte aus dem Körper zu vertreiben, sondern bereiten dich auch auf eine angenehmere Nachtruhe vor. Ein paar Minuten Bewegung bringen den Kreislauf in Schwung und sorgen dafür, dass der Schlafsack von Anfang an warm ist. Wichtig ist auch hier, es nicht zu übertreiben – ein leicht erwärmter Körper reicht aus, um die Kälte abzuwehren, ohne ins Schwitzen zu kommen.

9.

Schneeteller

Wanderung im Iivaara Naturschutzgebiet in Lappland. Zwei Paar Trekkingstöcke lehnen gegen einem zugeschneiten Pfahl. Foto zum Tipp Trekkingstöcke.

Eigentlich kein Tipp, um sich warm zu halten… und dann doch.

Beim Wandern im Tiefschnee sind Trekkingstöcke mit Schneetellern unverzichtbar. Sie verhindern, dass die Stöcke zu tief einsinken, helfen dir, das Gleichgewicht zu halten und sorgen so für mehr Stabilität. Mit Schneetellern kommst du auch in schwierigem Gelände sicherer und effizienter voran.
 

Anbei ein Bild von einer Wanderung im Iivaara-Naturschutzgebiet in finnisch Lappland an der russischen Grenze. Hier stehe ich auf 469 Metern Höhe. Ja, es war kalt. Ja, der Anstieg war steil. :-D Ich war sehr froh, um meine Trekkingstöcke mit Schneeteller extralarge.

Übrigens liebe ich Trekkingstöcke mit Korkgriff. Kork hat gleich mehrere Vorteile. Kork passt sich im Laufe der Zeit an die Form deiner Hand an, wodurch der Griff besonders angenehm wird, selbst bei langen Wanderungen. Zudem bleibt Kork bei kaltem Wetter angenehm warm, was besonders bei Winterwanderungen ein Vorteil ist. Bei heißem Wetter, absorbiert er Schweiß besser als andere Materialien wie Gummi oder Kunststoff, wodurch der Griff trocken und rutschfest bleibt und somit Blasen an den Händen vermeidet!

Wanna camp?!

10.

Kleines Zelt, große Wirkung. Und wo bau ich es eigentlich auf?

Kleine Zelte erwärmen sich schneller. Vermeide es also, für deine Winterwanderung einen 3-Personen-Palast mitzunehmen, wenn du alleine darin schlafen möchtest. Außerdem sollte das Außenmaterial stark genug sein, damit es nicht beim ersten kleinen Wintersturm reißt.

Wähle einen windgeschützten Platz. Falls du keinen findest, kannst du eine Schneemauer errichten. Vermeide es, unter schneebeladenen Bäumen zu campen, da herabfallender Schnee oder Äste gefährlich sein können. Optimal wäre ein Standort, an dem die Sonne aufgeht, damit es morgens schneller wärmer wird. Beim Schlafen am besten einen kleinen Spalt oder eine Lüftungsklappe offen lassen. So kann Feuchtigkeit entweichen, die das Zelt sonst nur kälter macht. Bevor du dein Zelt aufstellst, drücke den Schnee darunter gut fest, um eine stabile Basis zu schaffen und zu verhindern, dass Schmelzwasser entsteht, das für unangenehme Überraschungen sorgen könnte.

Erwartest du extreme Temperaturen (-20 Grad und kälter), achte darauf, dass du ein Zelt wählst, das für winterliche Bedingungen geeignet ist. Bei extrem niedrigen Temperaturen können sich die Stangen von Sommer- oder Drei-Jahreszeiten-Zelten aufgrund des Materialverhaltens verkürzen oder sogar brechen, was das Aufstellen des Zeltes unmöglich macht. Winterzelte hingegen bestehen aus robusteren Materialien, die auch bei eisiger Kälte stabil bleiben. Ich persönlich besitze keines, aber hatte mir mal ein echt solides Hilleberg-Winterzelt geliehen und war zufrieden.

Eingeschneite Kota in finnisch Lappland
Kein Zelt, aber eine einfache Kota, in der es übrigens auch recht gemütlich sein kann. ;-)

11.

Isomatte mit guter Isolation

Die meiste Kälte kommt von unten, deshalb ist eine isolierte Isomatte entscheidend.

In kalten Regionen verwende ich eine aufblasbare Isomatte von Therm-a-Rest mit einem dekadenten R-Wert* von ca. 7.

Und ja, bei Isomatten gönne ich mir bei meiner Körpergröße von 1,76m und meinem Bedürfnis, auf Seite oder Bauch zu schlafen, das Modell wide und/oder large oder beides zusammen, wenn es vom Gewicht her noch vertretbar ist. Das verhindert auch, dass ich nachts von der Isomatte rolle und mir dann doch wieder kalt wird, da ich auf dem Boden liege.

Für zusätzlichen Schutz lege ich eine Alumatte oder eine faltbare Schaumstoffmatte unter, bei der ich auf das Gewicht achte, nicht jedoch auf den R-Wert. Diese Matte schützt vor allem die empfindliche Luftmatratze vor Beschädigungen. Eine weitere Möglichkeit wäre, eine Rettungsdecke auf dem Boden auszubreiten. Sie reflektiert die Körperwärme und verhindert, dass Kälte vom Boden aufsteigt. Ich würde dann aber noch eine zweite Rettungsdecke für echte Notfälle mitnehmen.

Übrigens, vermeide es vor allem bei kalten Temperaturen, die Luftmatratze mit dem Mund aufzublasen, da die feuchte Atemluft in der Isomatte gefrieren kann und die Isolationswirkung beeinträchtigt. Besser ist es, einen Pumpsack oder eine elektrische Mini-Luftpumpe zu verwenden – das ist einfacher und effizienter.

* Der R-Wert der Matte gibt die Fähigkeit an, den Wärmeverlust durch den Boden zu minimieren. Je höher der R-Wert, desto besser isoliert die Matte.
Hier eine Orientierungshilfe:

R-Wert 1-2: Geeignet für warme Sommernächte.
R-Wert 3-4: Ausreichend für Frühjahr, Herbst und Temperaturen bis ca. 0 °C.
R-Wert 5+: Geeignet für Wintercamping oder extrem kalte Bedingungen.

Die R-Werte können übrigens auch kombiniert werden: Legt man z.B. zwei Matten mit einem R-Wert von je 3 übereinander, so erhält man einen Gesamtwert von ca. 6. Dies ist eine praktische Lösung, wenn man z.B. eine Isomatte mit „nur R-Wert 4“ hat und eine zusätzliche Isolierung benötigt.

12.

Schlafsack für niedrige Temperaturen und erholsamen Schlaf

Ein Schlafsack, der für die zu erwartenden Minustemperaturen geeignet ist, ist unerlässlich. Achte darauf, dass die Komforttemperatur deines Schlafsacks höher ist als die zu erwartende Außentemperatur, damit du warm bleibst. Vergiss die Angaben zur Grenztemperatur! (Das ist die Temperatur in der du zwar noch überlebst, aber keinesfalls erholsam schläfst.)

Ein Schlafsack-Inlett kann die Wärme zusätzlich erhöhen, indem es eine zusätzliche Isolationsschicht bietet und Feuchtigkeit vom Körper wegtransportiert.  Falls du besonders kalte Nächte erwartest, kann ein Vapor Barrier Liner (VBL)-Sack zusätzlich helfen, die Isolierkraft deines Schlafsacks zu maximieren. So bleibst du noch länger warm, und der Schlafsack bleibt auch bei mehrtägigen Touren effektiv. Vergiss nicht, den Schlafsack regelmäßig zu lüften, um Kondenswasser zu vermeiden. Aber bei all den Maßnahmen könnte es irgendwann an die Grenze zur Schwitzsauna gehen! Mehr geht dann aber echt nicht. :-D

Das Gesicht sollte man übrigens nicht im Schlafsack vergraben. Beim Ausatmen lässt der Atem ihn nass werden, und man friert. Besser ist es, sich ein Tuch oder einen Schal um das Gesicht zu binden. Oder eben deine Fleece-Sturmhaube.  Auch sollte nasse Kleidung für die Nacht komplett gewechselt werden, da sie sonst deine Körpertemperatur senkt.  Auch wenn man bei der Eiseskälte keine Lust hat, sich umzuziehen, kann das Wunder wirken.

Ich hatte sowohl in Nepal, als auch in Lappland den Winterschlafsack Western Mountaineering Antelope MF in Kombination mit dem Schlafsackinlett Cocoon Mummyliner Thermolite Radiator. Krasse Kombi. Sehr gemütlich, sehr warm.

Jepp, auch das ist echt eine Investition, aber der Schlafsack ist unglaublich gut. Ich nennen ihn immer liebevoll „Meinen P*rsche“. Ich habe noch nie darin gefroren (okay, einmal – ich war krank, er konnte nichts dafür). Aber ich sage mir immer, das sind Ausgaben, die ich nur einmal im Leben tätige und die das Leben vor allem bewahren sollen.

:-)

Top-Zusatz-Special-Tipp in your face! // Cremes

Hier noch ein Joker, den ich von einer Finnin habe und den ich gerne weitergebe:

Du hast vielleicht schon mal gehört, dass man sich im Winter „richtig dick eincremen“ soll. Nun, das stimmt nur zum Teil.

Bei extremen Minusgraden sollte man generell auf Cremes verzichten, die Wasser enthalten – dazu gehören auch viele normale Tagescremes sowie fettige oder reichhaltige Produkte. Warum? Das in der Creme enthaltene Wasser kann bei extrem niedrigen Temperaturen auf der Haut gefrieren (ja, kreisch!), was die Haut zusätzlich auskühlt und im schlimmsten Fall zu Kälteschäden führen kann. Ich habe das einmal in Nepal erlebt – unangenehm!

Vor allem bei sportlichen Aktivitäten kommt noch der Schweiß hinzu. Bei Temperaturen von -10°C bis -15°C beginnt der Schweiß auf der Haut abzukühlen, bevor er verdunstet. Bei noch kälteren Temperaturen unter -20 °C kann er sogar gefrieren, wenn der Körper in Pausen weniger Wärme produziert. Fettige oder wasserhaltige Cremes verstärken dieses Problem, da sie den Schweiß in der Hautschicht einschließen und verhindern, dass er schnell verdunstet (es wird immer besser, ich weiß ;-)) Zudem bleibt die Haut so auch länger feucht, was die Gefahr von Auskühlung und Erfrierungen erhöhen kann.

Wer sich dennoch eincremen möchte oder muss, sollte auf spezielle Kälteschutzcremes zurückgreifen (auch als „Cold Cream“ zu finden). Diese Cremes sind speziell gegen Kälte formuliert. Sie sind entweder wasserfrei oder enthalten nur sehr sehr wenig Wasser, so dass keine Gefahr des Erfrierens besteht. Diese Cremes sind zwar auch fettig, aber sie schützen die Haut vor der Kälte, ohne den Feuchtigkeitsaustausch der Haut zu beeinträchtigen oder das Erfrierungsrisiko zu erhöhen.

Mir persönlich war das Ganze zu wild und ich bin in Finnland einfach ohne Creme durch die Gegend gelaufen, mein Gesicht war nur durch Textilien geschützt. Das hat gut funktioniert! Abends vor dem Schlafengehen habe ich mein Gesicht eingecremt, morgens nicht – so gibt es beim Wandern dann auch nichts was auf der Haut gefrieren kann.

Ich hab mal recherchiert und gesehen, dass Marken wie Weleda und Bergland Sport Cold Creams anbieten, aber ich habe noch keine ausprobiert und kann daher keine Empfehlung aussprechen. Wenn sich das ändert, werde ich dich an dieser Stelle informieren.

Mit diesen Tipps bist du bei deiner nächsten Winterwanderung oder beim Wintercamping bestens gegen die Kälte gewappnet. Ob alleine, zu zweit oder in der Gruppe, Winterwandern bietet echt einzigartige Erlebnisse in der Natur. Also, genieße die verschneite Landschaft und bleib warm! :-)

Wie schön doch weiße Landschaft sein kann…

OUTFITCHECK

Was hab ich hier an? // – 26 Grad, Finnisch-Lappland an der russischen Grenze

  • Stirnband aus Merino
  • Darüber dicke Wollmütze
  • Fleece-Sturmhaube
  • 260er Merino-Leggings
  • Sport BH
  • Darüber mit Synthetic gefütterte, wasserabweisende, windabweisende Softshellhose
  • 200er Merino-Longsleeve
  • Darüber 260er Merino-Longsleeve, man gönnt sich ;-)
  • Fleecepullover
  • Daunenjacke (im Rucksack – mir war bereits warm genug)
  • Mit Synthetic gefütterte, wasserdichte, windabweisende, atmungsaktive Hardshelljacke
  • Dünne Merino-Gloves
  • Darüber mit Synthetic gefütterte, wasserdichte, winddichte Überhandschuhe bzw. Fäustlinge
  • Wandersocken enganliegend, darüber eine Nummer größere Merino-Thermosocken (ich ziehe zwei Socken übereinander an, damit die dickeren Socken nicht auf der Haut scheuern und Blasen verursachen. Trick 17.)
  • Thermosohlen mit Wolle in den Stiefeln
  • Wanderstiefel und Schneeschuhe
Eine Wanderin in Winteroutfit auf Wanderung im Winter in schneebedeckter Landschaft. Foto zum Thema Tipp eines Winteroutfits
Das kleine Schwarze

Hast du Anregungen, Kritik oder Fragen zu Wandern bei Kälte?
Was war der eisigste Ort, an dem du je warst?
Schreib mir gerne in den Kommentaren! Ich freue mich von dir zu lesen.

Weiterführende Links

Wenn du wissen möchtest, wie du Unterkühlung rechtzeitig erkennen kannst und was in einer solchen Situation zu tun ist, empfehle ich dir diesen Artikel von Dr. von der Saal. Er erklärt die Anzeichen einer Unterkühlung, ihre Gefahren und wie man in der Wildnis und/oder im Notfall richtig darauf reagiert.

➤ Du warst noch nie alleine wandern, würdest so gerne, aber zögerst noch? Dann könnte mein Artikel „Der erste Schritt:10 Tipps, um endlich allein loszuwandern“ dir helfen.

Die ganze Geschichte von meiner eigenen ersten Solo-Wanderung, allein in Irland findest du hier.

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